Wasser ist Leben, Wasser kann aber
auch immense Zerstörung sein. Folgende
Dokumentation dieses Sommers könnte
aus einem Katastrophenfilm stammen,
ist aber pure Realität: Gewitterregen am
17. Juli 2024 mit mehr als 200 mm Niederschlag,
Katastrophenalarm in Thörl
und Aflenz mit massiven Überschwemmungen,
7 km von 8 km Forststraße im
Feistringgraben (es ist eine der Hauptzufahrten
zum Forst der AG Jauring) wurden
zerstört. Die Straße konnte bis Mitte
September notdürftig gerichtet werden.
Der Starkniederschlag am Wochenende
vom 13. bis 15. September 2024 zerstörte
die Straße wieder, sodass bis heute
noch keine Zufahrt zum Forstbetrieb
über den Feistringgraben möglich ist.
Ein Seilkran, der im Juli im Feistringgraben
arbeitete, wurde von der Außenwelt
abgeschnitten und konnte erst nach
mehr als zwei Monaten Stillstand den
Betrieb wieder verlassen. In diesem Jahr
wird es nicht mehr möglich sein, das
Straßennetz der AG Jauring wenigstens
einigermaßen richten zu können. „Aber
wir haben Verantwortung, wir leben
Verantwortung. Und nach dem Regen
kommt wieder Sonnenschein!“ so Obfrau
Margret Karelly.
Die Geschichte als Fundament
Die Agrargemeinschaft Kommune Jauring
wurde um 1850 im Rahmen der
Bauernbefreiung gegründet. 26 Familien
von Jauring Zentrum waren die Eigentümer
von 40 Anteilen, die heutigen
Hausnummern von 1 bis 26 zeugen noch
davon. Heute bilden 16 Familien mit
25 Anteilen die Eigentümerstruktur.
Anton Diepolds Vater gestaltete in den
Jahren 1965 bis 1986 als Geschäftsführer
die Entwicklung der Agrargemeinschaft
und es war für das gesamte Dorf
und auch für Anton die größte Selbstverständlichkeit,
dass er das einfach weitermacht.
Und diesen Weg geht er nun
schon fast 40 Jahre. Für Obfrau Margret
Karelly ist Anton der Pionier, der Waldbauexperte,
derjenige, der den Weg zu
einer heute sehr aktiven Waldbewirtschaftung
vorlebt und der vor allem auch
selber Hand anlegt.
Margret wuchs in ihre Rolle bei der
Kommune rein. Sie organisiert das
Rundherum in der Gemeinschaft, ist für
die Alm und für den Weidebetrieb zuständig.
Margret sagt selber: „Durch das
Tun in der Gemeinschaft bin ich mit der
Aufgabe persönlich gewachsen und bin
mit großem, besonderen Stolz zur Obfrau
gewählt worden. Die Gemeinschaft
hier läuft seit rund 175 Jahren und diesen
Zusammenhalt hier hat mir mein
Mann Robert, der leider vor mehr als
zehn Jahren tödlich verunglückt ist, vorgelebt.
Er hat die Waldarbeit so sehr geliebt
und ich darf das weiterführen. Es
ist eine besondere Ehre zu erleben wie
Zwanzigjährige mit 80ig Jährige eine Gemeinschaft
bilden und alle gemeinsam
schätzen, was wir hier haben und was wir unbedingt für unsere Kinder und
Kindeskinder erhalten möchten!“
Wald bewirtschaften
Den Wald für kommenden Generationen
zu erhalten – dieses Ziel betonen
Obfrau und Geschäftsführer unisono.
Die Jahresplanung umfasst im Schnitt
die Ernte von 1.500 Festmeter. Rund
ein Drittel versuchen die AG Mitglieder
selbst mit Traktor und Seilwinde zu erledigen.
Den Großteil der Holzernte übernimmt
Mitglied Stefan Pichler. Er ist
Holzschlägerungsunternehmer und erntet
mit Seilkran und aufgebautem Prozessor
im extrem steilen Gelände. Denn
bei einer durchschnittlichen Hangneigung
von 71 % und einem Wegeabstand
von 180 bis 200 Meter ist der Seilkran
die logische Konsequenz. „Wir machen
meist nur zwei Spannungen bei den
Durchforstungen.“ betont Geschäftsführer
Diepold. Es wird dabei versucht,
die Stabilität der teils sehr überalteten
Stolz präsentiert uns Anton Diepold wie Schutzwald
für zukünftige Generationen entsteht.
Auch die Almwirtschaft hat für die Agrargemeinschaft
eine große Bedeutung.
Fotos (3): M. Handlos
Bestände zu erhalten. Die nächsten
Spannungen mit dem Seilkran erfolgen
dann einige hundert Meter weiter. So erfolgt
eine sukzessive Auflichtung mit einer
Förderung der Naturverjüngug. Viele
junge, stabile Bestände zeugen vom Erfolg
dieser Waldbaumethode. Sägerundholz
wird je nach Sortiment und Stärke
über den Waldverband an die Sägewerke
verteilt, Faser und Brennholz wird
nahezu ausschließlich an die BWLG
Thörl geliefert.
Die vermehrten Kalamitäten machen
auch vor der AG Jauring nicht halt und
beeinflussen die Planungen massiv. In
diesen exponierten Lagen mit vielen Altholzbeständen
finden Gewitterstürme
und Schneebrüche ein großes Betätigungsfeld.
Auch der Borkenkäfer fürchtet
sich von Seehöhen von über 1.200
Metern nicht mehr.
Überlebensfrage
Anton Diepold betont sehr nachdrücklich
seine Botschaft an Politik und Gesellschaft:
„Nur intakte Schutzwälder
können Österreichs Lebensräume in
den Bergen zukünftig erhalten. Und dafür
braucht es eine aktive Bewirtschaftung,
die wiederum nur mit entsprechender
Aufschließung durch Forststraßen
möglich ist. Es muss allen klar
sein. Es braucht die Bereitschaft, diese
Eingriffe in die Natur zuzulassen. Ansonsten
wird die Natur unserer Lebensräume
zerstören und es braucht Unterstützung,
vor allem auch finanzielle
Mittel. Denn Erntekosten von mehr als
60 €/Festmeter und Straßenbaukosten
an die 150 € je Laufmeter kann die Forstwirtschaft
bei den jetzigen Erlösen nicht
erwirtschaften.“
Mit der Jagd im Einklang
Eine Überzeugung hatte sich im Kopf
vom Geschäftsführer, als er die Verantwortung
übernahm, schon lange festgesetzt
– eine besonders aktive Waldbewirtschaftung
muss in der Agrargemeinschaft
unbedingt umgesetzt werden.
Denn die jüngeren Waldbestände
im Talbereich waren damals in den
80-iger Jahren zu 100 % geschält und
es war klar, dass der viel zu hohe Wildbestand
keine stabile Waldentwicklung
zulässt.
Daher war das erste Ziel als
Geschäftsführer sehr klar – die Rotwildfütterung
am Talschluss des Feistringgrabens
muss unbedingt weg. Dafür absolvierte
Anton auch die Jagdprüfung,
um vor allem über die rechtlichen Dinge
Bescheid zu wissen und die Jagd auch
zu verstehen. Danach brauchte es viele
Jahre, um auch die Jagdvergabe neu
zu regeln. Mit dem heutigen Jagdpächter
herrscht großes Einvernehmen über
eine Bejagungsnotwendigkeit, damit
Wälder sich verjüngen können, damit
die Entwicklung zu stabilen Beständen
möglich ist. Er lobt auch sehr stark die
Unterstützung der Verantwortlichen in
der Agrarbezirksbehörde Leoben. Immer
haben diese ein offenes Ohr, unterstützen
bei der Anpassung des Abschussplanes,
bei der Aufschließung
und sind für alle speziellen Fragen da.
„Wenn Jagd und Waldbewirtschaftung
gemeinsam funktionieren, wenn wir gut
zusammenarbeiten, dann ist alles möglich.
Das sehen wir täglich bei unseren
Naturverjüngungen und Kulturen!“ so
Anton Diepold.