Klimastudien geben einen Ausblick auf die möglichen Probleme, die am Ende dieses Jahrhunderts auf unsere derzeitige Baumartenzusammensetzung zukommen können. Hier einige Tipps welche Baumarten bei der Aufforstung verwendet werden sollten.
Je nach Standort wird die Fichte in den Tieflagen in arge Bedrängnis kommen. Vor allem, weil die Schäden durch Borkenkäfer drastisch zunehmen werden. Der Zuwachs kann um fast 50 Prozent sinken. Die letzten Jahre und vor allem 2017 zeigen deutlich, dass dieses Szenario früher kommen kann, als uns lieb ist.
Nach jeder Nutzung, ob gewollt oder ungewollt, müssen sich Waldbesitzer entscheiden, welche Baumarten sie auf der Freifläche setzen sollen. Da die heute gesetzten Bäume das Ende dieses Jahrhunderts erreichen sollten, werden sie in wenigen Jahrzehnten die Veränderungen spüren. Falsch wäre es, ab sofort die Baumartenzusammensetzung radikal zu ändern. Man sollte jedoch jetzt schon die Veränderungen berücksichtigen.
Ein erster Schritt ist zunächst die Bestimmung der natürlichen Baumartenzusammensetzung auf der aufzuforstenden Fläche. Dies geschieht am einfachsten auf www. Herkunftsberatung.at durch Eingabe der Katastralgemeinde. Ideal wäre eine Standortkarte, die jedoch in der Regel nicht vorhanden ist. Eine selbst erstellte Planungsunterlage kann Ersatz dafür sein. Am wichtigsten sind die Wasserhaushaltsverhältnisse auf der Fläche, weil sie in Zukunft bei sinkenden Niederschlägen entscheidend sind. Wo die Wasserverhältnisse optimal sind, wie auf Mittel- und Unterhangstandorten, kann man zunächst weiter mit der Fichte arbeiten. Überall, wo dies nicht ist, muss man zusätzlich mit anderen Baumarten arbeiten. Vorsicht ist auf Oberhang- und Kuppenstandorten sowie auf Verebnungen wegen Staunässe zu achten. Wasserbedarf beachten 70 Prozent der in Österreich vorhandenen Baumarten haben einen mittleren bis großen Wasserbedarf. Dies ist bei sinkenden Niederschlägen zu berücksichtigen. Mischbestände haben gegenüber Fichtenreinbeständen eine 2 bis 2,5fache Wurzelmasse und dadurch eine wesentlich höhere Ausnutzung des Standortpotentials und damit Wasserreserven. Labile Fichtenbestände kann man im Schutze des sich auflösenden Altbestandes umwandeln mittels: Unterbau und Voranbau, Pflanzen vor allem bei Tanne und Rotbuche und durch Ansaat bei Kiefer und Eiche. Guter Start für Naturverjüngung Wer vorausschauend denkt, pflanzt auf allen Flächen immer wieder Nester, Trupps und Gruppen mit den Baumarten der natürlichen Waldgesellschaft. Dazu gehören Eiche, Rotbuche und Tanne, die mit trockeneren Bedingungen besser zurechtkommen. Damit schafft man eine gute Ausgangsposition für eine künftige Naturverjüngung. Es sollten Mischbaumarten forciert werden, die dem Klimawandel standhalten, weil sie über ein hohes Anpassungsvermögen verfügen. Das Anpassungsvermögen ist hoch, wenn Baumarten über: Eine breite ökologische Amplitude,einen kurzen Produktionszeitraum,eine schnelle Generationsfolge,hohe genetische Vielfalt,rasche Besiedelung größerer Freiflächen und eine hohe Regenerierbarkeit nach Verletzungen verfügen. Dies könne in reinen Fichtenbeständen auch Baumarten der Vorwaldgesellschaft sein, wie Pappeln, Erlen, Weiden und Birken. Diese Baumarten verbessern die Standorte durch das leicht abbaubare Laub. In Zukunft werden bei den Hauptbaumarten die Eichen und Kiefern, teilweise auch Buchen an Bedeutung zunehmen und Fichten zurückgedrängt werden.
Die Baumartenwahl wird sich in Zukunft nicht nur auf heimische Baumarten beschränken können, wie es von Umweltschützern gefordert wird. Wir brauchen zusätzliche Baumarten, mit anderen Toleranzgrenzen, mit denen Forstwirtschaft betrieben werden kann. Es gibt schon jetzt eine Reihe von Baumarten, die sich in Österreich etabliert haben, wie Douglasie, die Küstentanne, Roteiche, Robinie oder die Schwarznuss. Es ist notwendig, in den nächsten Jahren weitere Versuche mit neuen Baumarten zu beginnen, um flexibler auf die Veränderungen reagieren zu können. Ein Vergleich der Klimadiagramme zeigt, dass in wenigen Jahrzehnten das Klima in vielen Gebieten Österreichs mit dem von Südeuropa zu vergleichen ist. Dort wachsen hauptsächlich Zerr- und Flaumeichenwälder mit denen kaum rentabel gearbeitet werden kann. Nadelholz wird auch in Zukunft wichtig für unsere Wirtschaft sein. Deshalb muss für viele Gebiete der alte Spruch gelten: „So viel Nadelholz wie möglich und so viel Laubholz wie nötig“. Beim Nadelholzanbau in den Tieflagen muss man beachten, dass der Anteil nicht zu hoch sein kann. Fichte sollte aus Naturverjüngung übernommen werden und bei Aufforstungen je nach Standort max. 30 bis 50 Prozent Anteil annehmen. Die Fichte sollte als Zwischennutzung in kurzer Umtriebszeit bewirtschaftet werden. Die Kiefer sollte aus Gründen der Qualitätsentwicklung nur aus Naturverjüngung stammen. Bei Aufforstungen ist eine Astung günstig. Die Tanne schließt tiefere Bodenschichten auf und nutzt dadurch mehr Wasser. Sie braucht aber selbst viel Wasser. Die Lärche sollte auf nicht allzu trockenen Standorten gepflanzt werden. Die Douglasie hat sich auf trockenen Standorten bewährt, nicht jedoch auf Boden mit freiem Kalk. Kleinflächig sollte man durchaus andere fremdländische Baumarten probieren.
Wenn Laubholz gesetzt wird, dann nur, wenn es auch intensiv gepflegt wird. Ungepflegte Laubholzkulturen eignen sich meist nur zur Brennholzproduktion. Für die Laubholzbewirtschaftung hat sich das sogenannte Q/D-Prinzip etabliert, welches für eine Erziehung zu Qualitätsholz unerlässlich ist. Herkunft zählt - Ein wichtiger Punkt ist beim Pflanzenverkauf auch die Herkunftswahl. Die Herkunftsfrage wird bei der Klimadiskussion noch eine entscheidende Rolle spielen. Dabei können auch Herkünfte aus anderen Gebieten, die besser an die Veränderung angepasst sind, ein Thema werden. Dazu sind jedoch noch Herkunftsversuche wichtig, wie sie zurzeit mit der Eiche verfolgt werden.
Text: Dipl.-Ing. Karl Schuster, Fotos: LK NÖ/Schuster