Die Ottersbachhalle in St. Peter am Ottersbach war am 6. November 2019 das Zentrum der steirischen Forstwirtschaft. Aus der gesamten Steiermark trafen sich die Mitglieder des Waldverbandes, um den traditionellen Waldbauerntag unter dem Motto „Forstwirtschaft im Umbruch“ zu begehen.
M ehr als 550 Besucher konnten sich ein Bild der besonderen Kraft des Waldverbandes machen - Bäuerinnen und Bauern, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Waldverbände und Funktionäre aus allen Regionen der Steiermark fanden sich an diesem besonderen Tag in der Ottersbachhalle in St. Peter am Ottersbach ein. Beim diesjährigen Waldbauerntag widmete sich der Waldverband Steiermark einem sprichwörtlich „brennenden“ Thema, das wohl alle Bäuerinnen und Bauern, aber auch unsere gesamte Gesellschaft, nachhaltig in der Zukunft prägen wird – dem Klimawandel.
Gleich zu Beginn der Veranstaltung zeigten Schülerinnen und Schüler der Volksschule St. Peter am Ottersbach unter der Leitung von Reinhold Kirchengast anschaulich in einem Theaterstück, wie sich der Klimawandel und das Verschwinden unserer Bäume auf unsere Gesellschaft auswirken könnte und regte so manchen Besucher zum Nachdenken an.
Vorbilder für die Region Einer der Höhepunkte des Waldbauerntages war die Verleihung des steirischen Waldwirtschaftspreises an die Familie Rosa und Alois Groß aus Fehring. DI Stefan Zwettler, Leiter der Forstabteilung der Landwirtschaftskammer Steiermark, stellte in einer stimmungsvollen Präsentation die Preisträger vor. Groß legt ein besonderes Augenmerk auf das Aufkommen der Naturverjügung in seinen Wäldern. Mit einem vier Kilometer langen Zaun schafft er es, dem starken Wilddruck entgegen zu wirken. Laufende Kronenpflege und der Erhalt eines positiven Waldinnenklimas sind sein Bewirtschaftungskonzept. Seit 1994 wird der Waldwirtschaftspreis an verdienstvolle Waldbauern und deren Familien vergeben. Sie gelten als Vorbilder und Inspiration für viele Waldbauern in ihrer Region.
Gemeinschaft macht stark Anschließend blickte Josef Trummer, Obmann des Waldverband Südoststeiermark, auf die eindrucksvolle Geschichte des Waldverbandes Südoststeiermark zurück, der 2005 aus den Waldwirtschaftsgemeinschaften Weitendorf, Stiefingtal und Weinburg hervorgegangen ist. Oberste Priorität haben beim Waldverband Südoststeiermark die umfassende Betreuung der Mitglieder und die Zahlungssicherheit. Insgesamt umfasst der Waldverband Südoststeiermark 2.499 Mitglieder. In den letzten zwölf Monaten konnten 61.000 Festmeter Holz gemeinschaftlich vermarket werden.
Gerhard Sundl, Geschäftsführer der Nahwärmeanlage in St. Peter am Ottersbach, berichtete über die 20-jährige Erfolgsgeschichte dieses Projektes, bei dem sich 1999 26 Bauern zu einer Nahwärme-Liefergenossenschaft zusammengeschlossen haben. Paul Lang, Obmann des Waldverband Steiermark betonte im Anschluss, dass der Ausbau der Nahwärmenetzes ebenfalls ein wichtiger Schritt für den Klimaschutz sei.
Der Wald in der Zukunft Anschließend stellte DI Michael Luidold, Leiter der Landesforstdirektion Steiermark, das Projekt „Dynamische Waldtypisierung Steiermark" vor. Dabei versucht man eine Antwort auf die Frage zu finden, wie sich der heimische Wald in den kommenden Jahren und Jahrzehnten infolge des Klimawandels entwickeln wird. Land Steiermark hat daher in enger Zusammenarbeit mit den Interessensvertretern Landwirtschaftskammer Steiermark und Land&Forst Betriebe Steiermark ein Forschungsprojekt gestartet. Die Ergebnisse schaffen eine auf den Standort und die klimatischen Einflüsse angepasste Planungs- und Beratungsgrundlage für die Waldbewirtschaftung in der Steiermark und hilft dabei, die Wälder klimafit und zukunftsfähig zu gestalten sowie die Produktionsbedingungen der Forstwirtschaft zu optimieren. Jedem Waldbesitzer steht dann eine gezielt auf seinen Standort abgestimmte Empfehlung unterschiedlich geeigneter Baumarten zur Verfügung, die auch jeweilige unterschiedliche Klimaszenarien berücksichtigt. Je nach Risikobereitschaft kann dann die entsprechende Baumartenwahl getroffen werden. Luidold bedankte sich bei den Waldbesitzerinnen und Waldbesitzern in der Steiermark für die tatkräftige Unterstützung bei diesem Projekt.
Festreferat „Klimawandel – der Wald zwischen den Wetterextremen“ Andreas Jäger, Meteorologe und Fernsehmoderator, widmete sich in seinem Festvortrag ganz dem Thema Klimawandel, seinen weitreichenden Folgen und lieferte eindrucksvoll und pointiert den Beweis, dass der Klimawandel von uns „hausgemacht“ ist. Emotional wurde er als er berichtete, dass „99 Prozent der Wissenschaftler sagen, dass der Klimawandel da sei, aber im Internet wohl 50 Prozent das Gegenteil behaupten würden“. Deshalb bemühe er sich, diesen „Halbwahrheiten“ entgegenzutreten und die unbestreitbaren Fakten zum Klimawandel zu begründen. Durch Eiskernbohrungen konnte nachgewiesen werden, dass die Konzentration an CO2 heute messbar höher sei als noch vor 800.000 Jahren, vor allem seit dem Beginn der „Industriellen Revolution“ Mitte des 19. Jahrhunderts. Die Häufung der Sommer-Hitzetage der letzten Jahre seien nur ein Indiz dazu. Dazu kommt auch das gehäufte Auftreten der Borkenkäfer und anderer Schädlinge, die sich durch das geänderte Klima bestens vermehren. Unabhängig davon, ob wir das „Übereinkommen von Paris“ einhalten oder nicht – die durchschnittlichen Jahrestemperaturen werden sich erhöhen, aber noch liegt es in unserer Hand, die Auswirkungen zu begrenzen. An die Waldbauern im Saal gerichtet meinte er: „Ihr macht einen guten und wichtigen Job, weil Holz ein wichtiger CO2-Speicher ist!“ Der Wald als Kohlenstoffspeicher spielt eine zentrale Rolle bei der weltweiten Reduktion der CO2-Emissionen. Holzmöbel zu kaufen, oder ein Holzhaus bauen sind die elegantesten Möglichkeiten, CO2 zu binden.
Zur gelungenen Veranstaltung gratulierten anschließend LR Johann Seitinger, der Präsident der Landwirtschaftskammer Steiermark, Franz Titschenbacher, sowie der Obmann des Waldverbandes Österreich, Rudolf Rosenstatter.
Eine Modeschau vom "Tracht und Mode"-Fachgeschäft Maria Ertler, Präsentationen und Maschinenvorführungen vor der Veranstaltungshalle sowie eine Preisverleihung am Ende der Veranstaltung rundeten das Programm ab.
Ofö. Ing. Michael Kern, Waldverband Steiermark