Der Steiermarkhof in Graz, seit September 2017 neuer Sitz des Waldverbandes Steiermark, war am 8. November 2017 das Zentrum der steirischen Forstwirtschaft. Aus der gesamten Steiermark trafen sich die Mitglieder des Waldverbandes, um den traditionellen Waldbauerntag unter dem Motto „Wald trifft Stadt“ in unserer Landeshauptstadt zu begehen.
M ehr als 550 Besucher konnten sich ein Bild der besonderen Kraft des Waldverbandes machen - Bäuerinnen und Bauern, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Waldverbände und Funktionäre aus allen Regionen der Steiermark fanden sich an diesem besonderen Tag am neu eröffneten Steiermarkhof ein.
Eine Eröffnung der etwas anderen Art übernahmen der „Hausherr“ der Stadt Graz, Bürgermeister Siegfried Nagl zusammen mit Landesrat Johann Seitinger, Landwirtschaftskammer-Präsident Franz Titschenbacher und Paul Lang, Obmann des Waldverbandes Steiermark, die zur Einweihung und zur Erinnerung an diesen Tag einen symbolischen Nagel in die Holzskulptur „Fokus Wald“ vom Künstler Peter Knoll im Parkgelände des Steiermarkhofes einschlugen.
Auf Holz bauen
Ehrenredner Landesrat Johann Seitinger hob die Bedeutung der Steiermark als das Holzland Nr. 1 hervor. Der Waldverband Steiermark schafft es innerhalb der Wertschöpfungskette Holz mit seiner Kompetenz, dem Schaffen von Vertrauen und mit seiner Verlässlichkeit als Partner, das Produkt „Holz“ marktfähig zu machen.
Weiters stellte Seitinger mit Genugtuung fest, dass das Bauen mit Holz in den letzten Jahren immer stärkeren Zuspruch gefunden hat, vor allem im urbanen Wohnungsbau. Die Steiermark steht dabei an der Europaspitze und übernimmt eine Vorreiterrolle.
Die Forschung und Entwicklung des Baustoffes Holz muss weiter vorangetrieben werden, aber auch Baugesetze gilt es zu adaptieren.
Stadt braucht Land
Bürgermeister Siegfried Nagl plädiert ausdrücklich für eine zukunftsfähige Stadtplanung mit dem Rohstoff Holz. Die Stadt Graz hat in den vergangenen Jahren ihre Bauvorhaben verstärkt mit Holz realisiert. Neben Kindergärten, Schulen und Pflegewohnheimen werden auch mehrgeschossige soziale Wohnbauten in Holzbauweise ausgeführt. Die Landeshauptstadt hat dabei europaweit eine Vorbildfunktion. Mit Stolz wies er darauf hin, dass Graz im Rahmen der bundesweiten Initiative "Wald im Klimawandel" von einer hochkarätigen Fachjury zur „holzfreundlichsten Gemeinde der Steiermark“ gewählt worden ist.
Die Stadt braucht das Land – eine Kulturhauptstadt Graz würde es ohne seine Kulinarik, hergestellt aus bäuerlicher Hand nicht geben, ebenso hob er dabei die Naherholungswirkung der Wälder im urbanen Umfeld hervor, die in diesen immer turbulenter werdenden Zeiten künftig an Bedeutung gewinnen wird.
Auch im Bereich der Ausbildung setzt Graz auf diesen zukunftsweisenden Bau- und Werkstoff und leistet dabei Pionierarbeit. Österreichweit einmalig ist auch die Professur für „Architektur und Holzbau“ an der TU Graz, die im Wintersemester 2017 starten wird. Damit soll der klima- und umweltfreundliche Baustoff bereits in der Planung noch stärker berücksichtigt und die Holzbau-Kompetenz an der TU Graz weiter ausgebaut werden.
„Bäume, die einen festen Stand haben und trotzdem beweglich sind, überleben starke Stürme“, betonte Landwirtschaftskammerpräsident Franz Titschenbacher. Mit diesem Zitat verglich er das Wirken des Waldverbandes – der Tradition verhaftet, doch offen für Neues zu sein und sich dabei ständig weiterzuentwickeln. Ebenso hob er die Verbundenheit zwischen der Stadt und dem Land hervor, der neu eröffnete Steiermarkhof ist ein Zeichen dafür.
Christian Metschina, Energiesprecher der Landwirtschaftskammer, trat für die Infokampagne „Wer Ökostrom abdreht, dreht Atomstrom auf“ ein – mit dieser Kampagne soll für den Erhalt der Holzkraftwerke mobilisiert werden. Hintergrund ist: Sollte die geplante große Ökostromnovelle nicht kommen, müsste ein Großteil der voll funktionsfähigen Holzkraftwerke vom Netz genommen werden. Somit könnte in weiterer Folge hochsubventionierter Atomstrom importiert werden.
Ein Sketch zum Thema „Stadt trifft Land“ der Fachschule Kirchberg am Walde lockerte die Veranstaltung auf, regte aber auch zum Nachdenken an.
Gemeinschaft macht stark
Anschließend blickte Gerhard Mariacher, Vorstandsmitglied der WWG Graz Ost, gemeinsam mit Obmännern und Wegegefährten, auf die 20-jährige Geschichte der Waldwirtschaftsgemeinschaften (WWG) Bezirk Graz Umgebung, Kaiserwald und Graz Ost zurück. Bewährungsproben gab es in dieser Zeit genug: Schnee- und Eisregen, Sturmschäden und – als besondere Herausforderung – 2008 die Sturmkatastrophe „Paula“, wo sich der Waldverband als „Helfer in der Not“ hervortat. Mariacher fasste die Entwicklung der WWGs in Anlehnung eines Ausspruchs des Autors Reinhard P. Gruber zusammen: „Die Bauern haben sich als „Waldsteirer“ erkannt!“
Insgesamt umfassen die WWGs Grazer Bergland, Graz Ost und Kaiserwald 918 Mitglieder, die eine Waldfläche von 9.200 Hektar (10 ha Wald im Durchschnitt/Mitglied) bewirtschaften. 2016/2017 konnten 21.200 Festmeter Holz gemeinschaftlich vermarket werden.
Vorbilder der Region
Einer der Höhepunkte des Waldbauerntages war die Verleihung des steirischen Waldwirtschaftspreises an die Familie Ingrid und Rupert Voit aus Vasoldsberg. Horst Gspurning, Obmann des Waldverbandes West, stellte in einer stimmungsvollen Präsentation die Preisträger vor.
Seit 1994 wird der Waldwirtschaftspreis an verdienstvolle Waldbauern und deren Familien vergeben. Sie gelten als Vorbilder und Inspiration für viele Waldbauern in ihrer Region. Voit gilt als Laubholzspezialist, die Schaffung von stabilen und zukunftssicheren Mischbeständen sind sein Ziel.
Unter den Gratulanten befanden sich neben Gspurning, auch Obmann Paul Lang, Landwirtschaftskammer-Direktor Werner Brugner, sowie Rudolf Rosenstatter, Obmann Waldverband Österreich.
Bürobesichtigung
Am Nachmittag wurde die Möglichkeit, die neuen Büros des Waldverbandes zu besichtigen, gerne angenommen und es ergaben sich somit auch gute und interessante Gespräche zwischen den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Waldverbandes Steiermark mit ihren Mitgliedern aus der gesamten Steiermark.
Zum Abschluss freute sich Josef Gruber aus Liezen als Sieger des Schätzspiels über eine neue Motorsäge.