Für ein Gespräch mit Hubert Klammler über dessen vielfältige Tätigkeit in den Bereichen Waldwirtschaft und Bioenergie muss man sich Zeit nehmen. Einerseits, weil Hubert Klammler über ein großes praktisches Wissen auf diesen Gebieten verfügt, aber auch, weil er über eine große Fülle an Projekten und Plänen berichten kann. Beeindruckend ist vor allem auch die Bandbreite seiner Tätigkeit. Sie reicht von Forstkursen für Waldbäuerinnen bis zu Bioenergieprojekten in Japan.
A ber auch für eine Waldbegehung mit Hubert Klammler sollte man sich Zeit nehmen – man wird nämlich erleben, wie naturnahe Waldwirtschaft hier kein Schlagwort, sondern ein Zeichen für eine tiefe Verbundenheit eines Waldbauern mit seinem Wald ist. Sein vielfältiges Wissen kann Hubert Klammler auch als Praxislehrer in der FAST.
Familie Klammler bewirtschaftet einen Betrieb mit insgesamt 36 ha, davon sind 15 ha Wald. Seit 30 Jahren gibt es im Wald der Familie Klammler keinen Kahlschlag. Die Nutzung erfolgt einzelstammweise, wobei es durch die gezielte Auflichtung zu einer fast flächendeckenden Naturverjüngung aller im Altbestand vorhandenen Baumarten kommt: Fichte, Tanne, Lärche, Buche, Bergahorn. Verbissschäden sind nahezu nicht vorhanden. Auf die Frage, wie es in der örtlichen Genossenschaftsjagd gelingt, den Rehwildbestand so niedrig zu halten, hat Hubert Klammler eine einfache Antwort: „Es ist die Pflicht eines Waldbesitzers, von den Jägern eine Bejagung zu verlangen, die das Aufkommen der Naturverjüngung zulässt.“ In einer eigenen Kultur werden Christbäume produziert. Tannen werden Ende Oktober geschlägert und jährlich bis zu 1000 Bund Schmuckreisig verkauft.
Hubert Klammler ist Obmann der WWG Almenland. Diese WWG umfasst 13 Gemeinden und hat 1013 Mitglieder. In sehr guter Zusammenarbeit mit dem Waldverband Weiz werden jährlich 80.000 bis 120.000 fm Holz gemeinschaftlich vermarktet. Ein Anliegen von Hubert Klammler ist die Vermittlung von Information und forstlichem Wissen. So werden in der WWG Almenland regelmäßig Stammtische und Praxistage veranstaltet. An den Stammtischen geht es in erster Linie um die Holzmarktlage, aber auch um aktuelle forstliche Themen. Die im Wald stattfindenden Praxistage sind immer gut besucht und dienen neben der Wissensvermittlung auch dem Kontakt zwischen den Waldbauern. Eine Besonderheit sind die Stammtische für Forstfrauen. Da in diesem Gebiet 90 % der Betriebe im Nebenerwerb geführt werden, kommt den Bäuerinnen auch bei der Waldwirtschaft eine wichtige Rolle zu. Eine interessante und erfolgreiche Initiative ist das Projekt „Waldwirtschaftsplan zum Selbermachen“. Dabei wird in Gruppen von acht bis zehn Personen an zwei Kursabenden und einem Praxistag im Wald von jedem Teilnehmer für den eigenen Betrieb ein einfacher Waldwirtschaftsplan erarbeitet. Die Gruppen sind sehr gemischt: Manchmal kommt nur der Waldbesitzer selbst, oft aber auch mit seiner Gattin oder seinem Sohn. Die Grundlagen für diesen einfachen Waldwirtschaftsplan wurden von DI Krogger und DI Dr. Pelzmann, LK Steiermark, ausgearbeitet. In einem Maßnahmenblatt werden die Nutzungsmöglichkeiten beschrieben. Diese sind wichtige Grundlagen für die jährliche Nutzungsplanung und damit auch für die Holzverkaufsmeldung an die WWG. Bisher haben 130 Personen an dieser Aktion teilgenommen, die Zielsetzung von Hubert Klammler ist eindeutig: 300 Teilnehmer.
Hubert Klammler engagiert sich seit 1992 für die Bioenergie. Inzwischen gibt es in der Region acht Heizwerke mit einem Bedarf von 30.000 Srm Hackgut. Hubert Klammler selbst ist Geschäftsführer der „Biomasse-Fernwärme Passail“ und Obmann von zwei Biomasseheizwerken in Hohenau. Er ist in Fragen Bioenergie beratend tätig, wobei es ihm nicht nur um die Heizung selbst, sondern um Energiesparen insgesamt geht. Seine besonderen Erfahrungen in der Organisation von dezentralen Biomasseheizwerken haben ihn bis Japan geführt, wo nach Abschaltung der Atomkraftwerke großes Interesse am Ausbau der Bioenergie besteht. Da in Zusammenhang mit den Biomasseheizwerken immer auch die Frage nach der Versorgung mit Hackgut kommt, hat Hubert Klammler im Rahmen der WWG Almenland ein Energieholzprojekt gestartet. Dabei sollten die vielen unproduktiven Kleinflächen, wie Gräben, Waldränder, Böschungen, Feldraine und dgl., durch Bepflanzung mit entsprechenden Baumarten, wie zum Beispiel Eberesche, Vogelkirshe, einerseits zur Gewinnung von Energieholz, andererseits aber auch zur Verbesserung der Biodiversität führen. Es ist eine besonders beispielhafte Leistung von Hubert Klammler, sein Wissen und seine Erfahrung nicht nur in der Bewirtschaftung seines eigenen Betriebes einzusetzen, sondern auch bei einer Vielzahl von Projekten eine außergewöhnliche Kommunikations- und Integrationsfähigkeit zu entwickeln.