Franz Haberl geht in verschiedenen Bereichen sehr eigenständige Wege und vertritt dabei das, was er als richtig empfindet, mit großer Leidenschaft. In manchen Fragen bezeichnet er sich selbst sogar als „Rebell“, wobei es ihm aber immer um Verbesserungen geht, sei es in Fragen einer naturnahen Waldwirtschaft, einer sinnvollen Verwendung des Rohstoffes Holz und besonders auch in Fragen der Jagd. Weit über die Grenzen der Steiermark hinaus wurde Haberl mit dem von ihm entwickelten Rundholzbausystem bekannt.
W ie im bäuerlichen Bereich früher üblich, haben auch die Vorfahren der Familie Haberl aus dem Wald nur jene Stämme entnommen, die man für bestimmte Zwecke im eigenen Betrieb benötigte. Daraus entwickelten sich die typischen bäuerlichen Plenterwälder, die heute noch in bestimmten Gebieten zu finden sind. Angeregt durch das Vorbild der Forstbetriebe, begann man später auch in den bäuerlichen Wäldern die Nutzung in Form von Kahlschlägen durchzuführen. Heute kehrt man mehr und mehr wieder zu der alten Form der Plenterung zurück. Für Haberl war eine Exkursion in die Wälder des Stiftes Schlägl und die Überzeugungskraft von OFM DI Heinrich Reininger ausschlaggebend, dass er seinen Betrieb mit insgesamt 75 ha Wald sehr konsequent auf eine einzelstammweise Nutzung umstellte. Voraussetzung für eine derartige Umstellung ist, dass die Verjüngung auf der gesamten Fläche aufkommen kann und nicht durch überhegte Wildbestände unmöglich gemacht wird. Nachdem lange Diskussionen mit den Jägern keine Lösung des Wald/Wild-Problems ergaben, brachte erst eine witterungsbedingte Reduktion des Rehwildbestandes im Jahr 2003 die Wende. Heute zeigt sich auf großer Fläche eine sehr üppige Naturverjüngung mit Fichte, Tanne und verschiedenen Laubbaumarten. Bei der Nutzung werden auf der gesamten Fläche einzeln ausgewählte Bäume entnommen, wobei als Zielstärke ein BHD von 50 cm angestrebt wird. Besonderes Augenmerk wird auf die Struktur der Bestände gelegt, um nach der Nutzung eine ausreichende Zahl an Bäumen zu haben, die die Rolle als wertvolle Zuwachsträger übernehmen können. Haberl sieht in der Plenterung die einzige Form der Waldwirtschaft, die in Zukunft aus ökonomischen und ökologischen Gründen Bestand haben wird. Der Vorteil des strukturreichen Aufbaues der Wälder hat sich auch im Zusammenhang mit den Schäden durch den Orkan „Paula“ gezeigt. Es sind zwar verstreut über die gesamte Waldfläche 400 fm Schadholz angefallen, die Struktur der Bestände wurde aber nirgends zerstört. Die naturnahe Einstellung kommt auch durch ein sehr konsequentes Belassen von Totholz zum Ausdruck.
Der Familienbetrieb umfasst 110 ha, davon 75 ha Wald. Der Betrieb liegt in einer Höhenlage von 850 bis 1150 m. Aus dem Wald werden jährlich 500 bis 600 fm genutzt. Neben den üblichen Rundholzsortimenten werden auch Spezialsortimente wie Bauholz, Starkholz und Behaustangen ausgeformt. So wird Starkholz aus dem Betrieb Haberl beispielsweise für große Stallbauten auch in anderen Bundesländern verwendet. Zusätzlich werden 300 Srm Hackgut und 100 rm Brennholz erzeugt, davon 100 Srm Hackgut für den Eigenbedarf. Der Holzverkauf erfolgt überwiegend über die WWG Almenland und über den Waldverband Weiz. Die Zustellung von Ofenholz funktioniert auf Paletten mit einem speziell adaptierten Traktoranhänger. Weit über die Grenzen der Steiermark hinaus wurde Haberl durch die Entwicklung eines eigenen Rundholzbausystems bekannt. Durch spezielle Verbindungselemente und Montagemaschinen können aus Rundholz sehr kostengünstige Stallgebäude errichtet werden, die besonders in der heute wirtschaftlich angespannten Lage der landwirtschaftlichen Betriebe von großem Vorteil sind. „Früher wurden diese Gebäude belächelt, heute sind sie eine betriebswirtschaftliche Notwendigkeit“ so sieht Haberl in dieser Entwicklung einen wichtigen Beitrag zur Kosteneinsparung in landwirtschaftlichen Betrieben.
In Fragen der Jagd bezeichnet sich Haberl selbst als Rebell. Seit 25 Jahren kämpft er für eine ökologische Ausrichtung der Jagd, die einen waldverträglichen Wildbestand zum Ziel hat. Entscheidend für die Höhe des Abschusses ist das Aufkommen der Naturverjüngung ohne Schutzmaßnahmen. Alseinen großen Fehler bezeichnet er die Fütterung des Rehwildes. Als Obmann der Jagdgesellschaft Sallegg erfolgt in seinem Bereich seit 15 Jahren keine Fütterung. Eine Lösungsmöglichkeit sieht er auch im Bonus-Malus-System, wodurch sich für Jagden mit einer ökologischen Ausrichtung Vorteile ergeben würden. Haberl ist nicht nur in seinem eigenen Betrieb beispielhaft tätig, sondern scheut keine Mühe, sein Wissen und seine Erfahrung zu den Themen naturnahe Waldwirtschaft, ökologische Ausrichtung der Jagd und Rundholzbausystem im Rahmen von Waldbegehungen, Vorträgen und Kursen weiterzugeben. Mit seiner intensiven Überzeugungskraft gelingt es ihm, auch einem oft skeptisch eingestellten Publikum seine Ideen nahe zu bringen.