Österreichischer Staatspreis 1994

Alois Schober, Maria Lankowitz
Österreichischer Staatspreis 1995
1. Januar 1995
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Paul Horn, Bretstein

Rechnen bringt den Erfolg

Ist man einmal nach Bretstein und weiter ins Autal vorgestoßen, so kann man das Anwesen Reiterbauer nicht mehr verfehlen. Eine neue Brücke, die den Autalbach quert, stellt die Verbindung zum neuen Hofweg dar, der auf der Sonnenseite zum 1332 m hoch gelegenen Anwesen führt.

S chon auf der Fahrt dorthin fällt einem die Steilheit der Hänge auf. Auch die durchschnittlichen Hangneigungen der landwirtschaftlichen Flächen liegen bei 50 %, und nur dank einer flacheren Rodungsfläche auf der Schattseite gehört sein Betrieb noch der Bergbauernzone III an. Paul Horn betreibt eine Mutterkuhhaltung mit einer Herde von 12-15 Stück Vieh.

Der Blick nach vorne

Sein Wald war ein Experimentierfeld für viele Aktionen. So arrangierte er z.B. 1982 eine Durchforstungsvorführung, an der Nachbarn aus Bretstein und Pusterwald teilnahmen. An den Nachmittagen wurde dann ein Motorsägenpflegekurs angehängt. Als er sich 1984 für einen Waldwirtschaftsplan entschloss, war damit auch eine wirtschaftliche Weichenstellung verbunden. Bei den täglichen Begehungen mit dem Taxator wurden ihm die Möglichkeiten für eine naturnahe Bewirtschaftung seines Betriebes die Augen geöffnet.
Mit seiner eigenen Zielstrebigkeit hat er dieses wirtschaftliche Ziel verfolgt und mit immer größerem Erfolg praktiziert. Eine Voraussetzung für diese naturnahe Bewirtschaftung ist durch ein ca. 8 km langes LKW-befahrbares Forstwegenetz gegeben. Dazu kommen noch ungefähr 1000 m Traktorwege.

Eigenen Seilkran entwickelt

Bald erkannte aber der Reiterbauer, dass in seinem steilen Gelände – die durchschnittliche Hangneigung beträgt 58% - eine Erdlieferung zu viele Schäden am stehenden Bestand bringen würde. Daher wurde 1986 ein Seilkrangerät konstruiert, das seinen Bedürfnissen mit einer Tragseillänge von 300 m optimal entspricht. Für den Seilkran besitzt er sogar ein Patent.

Schwachholzveredelung

Als die Preise für das Industrieholz immer tiefer rutschten, fasste er den Plan, einen Teil des anfallenden Schwachholzes selbst zu veredeln. Im Jahre 1987 bastelte er sich eine Fräs- und Hobelmaschine, mit der er Rundholz bis zu einem Durchmesser von 26 cm bearbeiten kann. Inzwischen sind seine Holzprodukte durch Mundpropaganda in alle Bundesländer gelangt und seine zufriedenen Kunden mehren sich. Das Anfallholz aus der Fräsmaschine wird in einer Hackschnitzelanlage verfeuert und so bis auf den letzten Span genutzt.

Für Nachwuchs ist gesorgt

Inzwischen sind auch seine Söhne Martin und Clemens in die Fußstapfen des Vaters getreten und haben in der Fachschule Kobenz und Waidhofen einen Teil ihres notwendigen forstlichen Rüstzeuges erworben. Wichtig ist, dass das erwirtschaftete Arbeitseinkommen aus dem Wald in der Familie bleibt. Und das macht bei den genauen Aufzeichnungen des Reiterbauers beinahe 60 Prozent des Einkommens aus der Waldwirtschaft aus.

Rechnen bringt den Erfolg

Im Laufe der letzten Jahre hat Paul Horn seine naturnahen kleinflächigen Nutzungsformen immer mehr verfeinert und verbessert und ist dabei manchem Geheimnis der Natur auf die Schliche gekommen. Wenn ihm an Abend noch Zeit bleibt, so stellt er Wirtschaftsanalysen anhand des Waldwirtschaftsplanes an. In einem Punkt ist er bereits klar voran. Den Forstpflanzenbedarf hat er auf Grund seiner Wirtschaftsweise auf ein Minimum reduziert. Und auch die Durchforstungsrückstände sind in seinem Wald nicht anzutreffen.