Informationen und Praxistipps für Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer des Bezirkes Liezen
E ine Veranstaltung der Bezirksbauernkammer Liezen in Kooperation mit der KLAR! (Klimawandelanpassungs-Modellregion) Zukunftsregion Ennstal und der Unterstützung des Waldverbands Liezen am Freitag, 16. Februar 2018 in der Höheren Bundeslehr- und Forschungsanstalt Raumberg-Gumpenstein.
Kammerobmann Peter Kettner begrüßte die zahlreichen Teilnehmer der Veranstaltung und wies in seinem Eingangsstatement auf die starke Bedeutung des Waldes und der Waldbäuerinnen und Waldbauern im Bezirk Liezen hin. 70% der Fläche in der nördlichsten Region der Steiermark sind bewaldet und die Bewirtschaftung dieser Wälder bringt einerseits einen bedeutsamen Wirtschaftsfaktor und andererseits stellen sie deren Besitzer durch den Klimawandel vor besonderen Herausforderungen. Dem Kammerobmann ist es ein besonderes Anliegen, mit Veranstaltungen die Menschen des Bezirkes für dieses Thema zu sensibilisieren, den Austausch untereinander zu fördern und mögliche Ansprechpartner zu wesentlichen Fragestellungen rund um den Wald in der Öffentlichkeit bekannt zu machen.
Dr. Anton Hausleitner von der Höheren Bundeslehr- und Forschungsanstalt Raumberg-Gumpenstein formulierte klar und präzise: „Wir sind ein Haus für Forschung und Lehre und nehmen die Gesamtproblematik des Klimawandels ernst und es ist uns bewusst, dass wir darauf reagieren müssen. Ganz besonders versuchen wir, Schüler darauf aufmerksam zu machen. Wir wissen dass der Wald vom Klimawandel besonders stark betroffen sein wird – die Waldgrenze geht nach oben, neue Schädlinge kommen auf uns zu. Alle Verantwortungsträger sind gefordert, entsprechend zu reagieren. Es gibt Strategien, diese sind umzusetzen. Das hier bei uns erlernte Wissen in der Praxis umsetzen zu können, das ist unser Credo.“
Dr. Natalie Prüggler, verantwortlich für die KLAR – Klimawandelanpassungs-Modellregion Ennstal, referierte über das Thema Klimawandel Anpassung vo und für´d Ennstola. Sie stellte klar, dass wir uns inmitten des Klimawandels befinden und dass wir uns anpassen müssen. Bei einem globalen Check zeigt sich, dass in den letzten 200 Jahren die Temperaturen um 2 Grad angestiegen sind und die Vorhersagen gehen davon aus, dass in den nächsten 30 Jahren zusätzlich mindestens 1,5 Grad Anstieg zu erwarten sind. Durch die Gletscherschmelze und einer dadurch entstehenden stärkeren Verdunstung sind besonders wir als Alpenland vom Klimawandel stärker betroffen als der europäische Durchschnitt. Die Winter werden feuchter und wärmer werden, die Vegetationsperioden werden sich verlängern, die Schädlingsentwicklung wird sicherlich begünstigt. Besonders im Ennstal werden sich Muren, Hochwasser, Hitze und Schneearmut im Winter häufen. Durch die Unterstützung des Klima- und Energiefonds gilt es mittels der KLAR – Klimawandelanpassungs-Modellregion Ennstal vorausschauend zu planen, um wirtschaftliche Schäden minimieren oder vermeiden zu können.
DI Gerald Steindlegger vom Bundesforschungszentrum für Wald zeigte in seinem Vortrag die Bedeutung des Waldes als Klimaschützer auf. Der Wald kann ca. 14% der gesamten weltweiten Emissionen abfedern - er ist inklusive des Waldbodens der weltweit größte Kohlenstoffspeicher. Die Förderung und der Erhalt stabiler Wälder sind essentiell, um die Auswirkungen des Klimawandels im Rahmen zu halten. Aber auch die Auswirkungen auf unsere Wälder durch den globalen Temperaturanstieg werden gravierend sein: Die Baumartenverteilung wird sich verändern, die Baumgrenze wird sich weiter nach oben verschieben, der Borkenkäferbefall wird zunehmen und der Anfall von Schadholz wird sicherlich auch steigen. Steindlegger versuchte mittels seiner Präsentation darzustellen, welche Auswirkungen auf die Wälder durch den Temperaturanstieg zu erwarten sind.
Bei der anschließenden Exkursion in das Donnersbachtal konnten sich die Teilnehmer des Forstseminars ein Bild von den Möglichkeiten einer Klimawandelanpassung bei der Waldbewirtschaftung machen. Förster Rinesch und Leinweber zeigten an Hand eines Praxisbeispiels, dass die Förderung von Laubbäumen bei der Waldbewirtschaftung eine sinnvolle Unterstützung zur Stabilisierung der Wälder darstellt. Eiche und Ahorn sind auch im Ennstal förderungswürdig und tragen wesentlich zur Bildung von Mischwäldern bei. Und bei entsprechender Pflege durch Wertholzastung und regelmäßigem Freischneiden der Krone, damit ungehindertes Wachsen möglich ist, lassen sich auch mit Laubhölzern positive wirtschaftliche Erträge erzielen.
Die KLAR – Klimawandelanpassungs-Modellregion Ennstal wird sich auch zukünftig mit Angeboten an die Ennstaler Bevölkerung wenden. Damit sich Menschen bewusst auf die Änderung des Klimas einstellen können und dadurch negative Auswirkungen des Temperaturanstieges minimiert werden können.