Hochwertiges Saatgut ist Grundvoraussetzung für vitale Forstpflanzen. Die genetische Qualität sieht man dem Saatgut allerdings nicht an, daher sind Herkunftsversuche und DNA- Untersuchungen notwendig, um die Eignung und Anpassungsfähigkeit der zukünftigen Bäume abzuschätzen.
Zischen Ende März und Ende Mai steht die Frühjahrspflanzung an. Daher sollten Waldbesitzer und Waldbesitzerinnen rechtzeitig an die Aufforstung denken, und sich beizeiten Gedanken um die Auswahl des richtigen Pflanzenmaterials machen. Und was in der Landwirtschaft die richtige Sorte ist, ist im Wald die richtige Herkunft. Da die im Wald gesetzten Pflanzen nicht nur ein Jahr, sondern viele Jahrzehnte stehen, kann oft erst die Enkerlgeneration ernten, was die Großeltern gepflanzt haben. Die Entscheidung für das richtige Pflanzenmaterial ist daher von großer Bedeutung, denn wer hinterlässt seinen Nachkommen schon gerne einen schlecht bestellten Wald? Bei der Auswahl der richtigen Herkunft sind zwei Kriterien wichtig: Erstens sollte standortstaugliches und damit gut angepasstes und anpassungsfähiges Pflanzenmaterial verwendet werden. Denn dies sichert die langfristige Stabilität und Vitalität des Waldes. Zweitens sollten Herkünfte mit guten Wuchsleistungen und hoher genetischer Qualität bevorzugt werden. Nur so zahlen sich Pflanzung und Pflege über viele Jahrzehnte auch wirtschaftlich aus. Beide Eigenschaften, Angepasstheit und Wuchs- bzw. Wertleistung werden stark von der Genetik der Herkünfte bestimmt. Ursachen dafür sind die lokalen Anpassungen der Waldbestände an ihre Umwelt, zum Beispiel an unterschiedliche Seehöhen, aber auch die vorhergehende Bewirtschaftung. Krummwüchsige oder grobastige Bäume, die heute nur als Brennholz taugen, liefern beispielsweise nur minderwertiges Saatgut, mit denen auch in Zukunft keine hochwertigen Sortimente erzeugt werden können.
Doch wie bekommt der Waldbesitzer die genetisch beste Herkunft? In Österreich sorgen die Regeln des Forstlichen Vermehrungsgutgesetzes dafür, dass nur die genetisch besten Herkünfte zur Erzeugung von Forstsaatgut genutzt werden können. Das Gesetz regelt die Auswahl von Saatguterntebeständen, die Einhaltung von Qualitätsstandards bei der Ernte und dem Verkauf des Saatguts sowie die richtige Kennzeichnung der Herkünfe im Forstgarten und beim Pflanzenverkauf. Bei der Auswahl von Saatgutbeständen werden von Mitarbeitern des Bundesforschungszentrums für Wald höchste Anforderungen an die genetischen Eigenschaften der Bäume gestellt. Nur Waldbestände, die hinsichtlich Wüchsigkeit, Schaftqualität und Vitalität positiv bewertet werden, bekommen vom Bundesamt für Wald die Zulassung in der Kategorie „ausgewähltes“ Vermehrungsgut. Daneben existieren in Österreich 68 Samenplantagen von 14 Laub- und Nadelbäumen, die in der gesetzlichen Kategorie „qualifiziert“ zugelassen sind. Da für Samenplantagen ausschließlich phänotypisch hochwertige Plus-Bäume verwendet werden, bürgen auch diese für genetisch hochwertige Forstpflanzen. Damit besitzt forstliches Vermehrungsgut aus Österreich von vornherein alle Voraussetzungen für die Erziehung zukunftsfähiger Waldbestände.
In die Zukunft investieren
In den nächsten Jahrzehnten können sich die Anforderungen an geeignete Forstpflanzen allerdings verändern, denn einerseits sind im Klimawandel Anpassungen an andere Umweltfaktoren gefragt- zum Beispiel eine höhere Resistenz gegenüber Trockenheit. Andererseits sollten in kürzeren Umtriebszeiten höhere Erträge erzielt werden, um das Risiko durch Käfer und Sturm zu minimieren und der steigenden Nachfrage nach dem Rohstoff Holz gerecht zu werden. Aus diesem Grund hat die österreichische Forstwirtschaft in den letzten Jahren verstärkt in forstgenetische Projekte investiert. Dabei sind genetische Feldversuche genauso wichtig wie der Einsatz molekularen genetischen Untersuchungen. Zu den wichtigsten Zielen laufender und zukünftiger Forschungsarbeiten am BFW gehören beispielsweise die Selektion von Fichtenherkünften mit einer höheren Resistenz gegenüber Trockenperioden, die Verbesserung der genetischen Leistungsfähigkeit von Saatgutplantagen, aber auch die Prüfung von wüchsigen und formschönen Eichenbeständen.
Text: Dr.Silvio Schüler, Fotos: Franner