Die Wald–Wild-Problematik zieht sich wohl durch die gesamte Steiermark. Dass es auch weniger populäre Maßnahmen gibt, um trotzdem eine gute Waldentwicklung zu ermöglichen, zeigt uns der Betrieb der Familie Groß. Klar und bestimmt beschreibt Alois Groß die aus seiner Sicht unbedingt notwendige Einzäunung seines gesamten Waldes. 17 ha Wald hat die Familie im Jahr 1999 gekauft und kurze Zeit später mit dem Einzäunen eines 30 a großen Waldstückes begonnen. Eigenmächtig und ohne Beratung wurde der Zaun aufgestellt, denn dem Betriebsführer war klar, wenn sich ein gesunder Mischwald entwickeln soll, dann ist dies eine absolut notwendige Maßnahme, um dem Wilddruck Herr zu werden.
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Durch Unterstützung und Beratung von Bezirksforstinspektor DI Gregor Heinzinger führte Familie Groß die weitere Einzäunung des Waldes fort. Gefördert aus den Maßnahmen zur Rettung des Waldes folgten im Jahr 2002 weitere 4 ha, 2004 nochmals 4 ha und 2008 konnte bereits der Rest umzäunt werden und ein Ringschluss machte die komplette Umzäunung der 17 ha Waldfläche möglich. Die Auflage lautet, dass der Zaun 20 Jahre stehen bleiben muss. Eine weitere Vorgehensweise nach diesem Zeitraum wird die Behörde treffen. 4 Kilometer Zaun sind es heute, die noch vollkommen in Ordnung sind. Die ständige Kontrolle einmal wöchentlich garantiert, dass ein Defekt im Zaun rasch behoben werden kann. Sollte sich wirklich ein Reh innerhalb dieser eingezäunten Fläche verirren, bedarf es schon eines gewissen Aufwandes, damit das Tier wieder nach draußen kommt.
Neben der Wildproblematik, die durch das Aufstellen des Zaunes für die Familie Groß temporär gelöst wurde, stellte und stellt nach wie vor der Umbau des Waldes die Familie vor großen Anstrengungen. Die Baumartenverteilung und die Widerstandskraft der Bäume waren vor 20 Jahren auf keinen Fall in jenem Zustand, um nach den Vorstellungen von Forstexperten von einem klimafitten, stabilen Wald zu sprechen. Ein hohes HD Verhältnis, kleine Kronen und eine hohe Stammzahl auf der Fläche begünstigen keines Wegs eine standortangepasste Waldentwicklung. Beim Kauf des Waldstückes zeigte sich bei einem Viertel der Fläche eine 30 bis 70jährige Fichtenreinkultur, welche zum Großteil in den 50er und 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts aufgeforstet wurde. Daher startete bereits im ersten Jahr nach dem Kauf zu Weihnachten ein größerer Holzernteeinsatz mit einem Harvester, um diese Waldgesellschaften sukzessive umzubauen.
Durch die zum großen Teil sehr nährstoffreichen Böden gedeiht natürlich auch jede Form von Pflanzen sehr gut. Ein wenig zu viel Licht fördert zum Beispiel das Wachsen der Brombeere äußerst massiv. Waldbauer Groß hat sich in den Jahren zu einem wahren Meister des Spieles mit dem Licht entwickelt. Die sehr gute Entwicklung von Naturverjüngungen verschiedenster Baumarten nahezu auf der gesamten Fläche zeigen, dass durch die Verhinderung von Wilddruck durch das Einzäunen und dem entsprechenden Lichtgeben eine standortgerechte Waldbewirtschaftung wunderbar möglich ist. Natürlich gibt es auch Flächen, wo zum Beispiel die Buche überhandnimmt. Aber mit kleinen Eingriffen steuert der Betriebsführer die Baumartenverteilung in die eine oder andere gewünschte Richtung. Eine Schattenseite beschäftigt Familie Groß immer wieder. Da der Wald durch die Vorbesitzer kaum bewirtschaftet wurde, dachten offensichtlich manche Einwohner der Gemeinde, dass der Wald im Besitz der Allgemeinheit ist. Polstermoos wurde großflächig ausgeräumt, Beeren, Kastanien und Pilze wurden geerntet. Dadurch litt auch die Naturverjüngung der Tanne massiv, weil diese zwischen den Heidelbeeren niedergetreten wurde. Und dass sich der Wald für die Beseitigung von Abfall für manche Menschen offensichtlich gut eignet, stört natürlich massiv.
Seit nunmehr 20 Jahren besteht die Mitgliedschaft zum Waldverband Südoststeiermark. Gleich nach dem Kauf des Waldes ist Familie Groß beigetreten und vermarktet seither das gesamte Holz über den Waldverband. Waldhelfer Manfred Seidnitzer betreut den Betrieb, organisiert bei Bedarf Holzernteunternehmer, die Holzabfuhr und den Verkauf. Besonders für Kleinwaldbesitzer, wie sich Herr Groß bezeichnet, bietet der Waldverband unschätzbare Vorteile. Alleine durch die Baumartenvielfalt, insbesondere in der Region Südoststeiermark, fallen immer wieder verschiedenste Sortimente an, die sich durch den Waldverband bestmöglich vermarkten lassen. Wie schon zu Beginn geschrieben – Herr Groß sieht das Einzäunen des gesamten Besitzes keineswegs als Lösung der Wald-Wild-Problematik. Aber das Beispiel hier in Fehring soll zumindest dazu dienen, Bewusstsein zu schaffen, welche Bedingungen unsere Wälder benötigen, damit sie sich so naturnah wie möglich entwickeln können. Die Unterschiede, was sich innerhalb des Zaunes im Vergleich zu außerhalb zeigen, sollte wohl all jene sehr nachdenklich machen, die einen zu hohen Wildstand nach wie vor klein reden oder vielleicht sogar negieren. Und all jene, die sich das nicht vorstellen können, sind eingeladen, um nach Fehring zu kommen. Herr Groß erzählt gerne über seine Erfahrungen und Beweggründe.