Eine Bewirtschaftung mit Gefühl und Verstand – mit der Heimat verwurzelt, bodenständig, im Einklang mit der Natur – gerade deswegen zukunftsorientiert. So präsentiert sich Familie Pojer im Gespräch. „Auch zukünftige Generationen sollen den Wald so vorfinden, wie wir ihn von unseren Vorfahren geborgt bekamen!“
M anche von uns, vor allem Präsenzdiener des Bundesheeres, statteten dem Truppenübungsplatz Seetaler Alpe in Judenburg des Öfteren einen Besuch ab. Und haben möglicherweise den schönen Bergbauernhof, der gegenüber der Auffahrt auf die Schmelz am Westhang liegt, unbewusst bewundert. Hier auf einer Seehöhe von mehr als 1000 Meter lebt und bewirtschaftet Familie Pojer ihren Vollerwerbsbetrieb mit den Schwerpunkten Forstwirtschaft und Grünland Landwirtschaft mit Milchproduktion. Die Größe des Betriebes setzt sich aus 75 ha Wald und 10 ha Grünland zusammen.
Familie Pojer lebt seit Jahrzehnten eine aktive Bewirtschaftung ihrer Wälder. Bereits Generationen vor der jetzigen Besitzerfamilie gingen mit außerordentlich gutem Beispiel voran und etablierte sich mit einer aktiven Waldbewirtschaftung als Vorbild in der Region. Der Großvater des jetzigen Betriebsführers investierte bereits in den 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts sehr viel in die Aufschließung des Waldes. Nach der Betriebsübernahme im Jahr 1984 erfolgte durch Pojer Senior die Feinerschließung der forstlichen Flächen. Insgesamt 8 km Forstwege ziehen sich durch den sehr gut bestockten Forst. In Bezug auf das Hektar auf den ersten Blick nicht viel, aber wenn die Steilheit der Flächen berücksichtigt wird, zeigt sich doch eine sehr gute Ausstattung mit Forstwegen. Denn nur wenige Flächen sind durch Harvester und Forwarder befahrbar. Der Großteil der Wälder kann nur durch Traktor mit Seilwinde oder mit dem Seilkran bewirtschaftet werden.
Jungwuchspflege und Spezialaufgaben erledigen Betriebsführer und Senior in Eigenregie. Ganz verständlich, wenn bedacht wird, dass die Gesundheit der Bäume beiden besonders am Herzen liegt. Bei heiklen Arbeiten nehmen die Pojers besonders Bedacht auf die Zukunftsfähigkeit ihrer Wälder und agieren mit größter Vorsicht, wie sie nur Eigentümer leben können. Größere Aufträge erledigen Holzernteunternehmer, wobei auch hier die Besitzers Familie immer das Augenmerk auf eine qualitätsvolle Durchführung legt. Die Zusammenarbeit bei der Holzvermarktung mit dem Waldverband Judenburg beschreiben beide als perfekt.
Mit der Aussage „Das möchten wir nicht mehr erleben“ erinnert sich Familie Pojer ungern an das Jahr 2008 zurück. Paula verschonte auch den Betrieb Jölli nicht. 10 ha geschlossener Bestand, vieles davon hiebreifes Altholz, fiel dem Wintersturm zum Opfer. Bei den Erinnerungen an diese Sturmkatastrophe fallen dankbare Worte an den Waldverband. Denn gerade durch die unkomplizierte Unterstützung bei der Aufarbeitung und bei der Vermarktung konnte auch dieses herausfordernde Ereignis einigermaßen mit gutem Gefühl überwunden werden. 20.000 junge Forstpflanzen wurden in den 3 Folgejahren gepflanzt - 70% Fichte, 20% Lärche und 10% Tannen. Das Wachstum der jungen Pflanzen bestätigt die guten Böden am Betrieb. Wunderschöne Kulturen zeigen sich bereits heute auf den Windwurfflächen. Gerade diese Katastrophe prägte Familie Pojer auch in eine andere Richtung:
„Es zeigte sich, dass es nichts bringt, schöne Altbestände für später aufzusparen. Die aktive Bewirtschaftung unseres Waldes ist und bleibt unser Motto!“
Der Betriebsführer und sein Vater sind leidenschaftliche Jäger und mit noch mehr Leidenschaft Waldbauern. Da trifft es sich wunderbar, dass sie als Pächter der Gemeindejagt eine Fläche von rund 150 ha bejagen – eingeschlossen selbstverständlich der eigene Betrieb. Natürlich finden sich auch Verbiss- und Fegeschäden. Allerdings zeigen sehr gut entwickelte Naturverjüngungen, dass die Wilddichte dem notwendigen Maß zur Entwicklung einer naturnahen Waldbewirtschaftung entspricht. Und wenn aus Lärchen- und Tannenbäumchen auch ohne entsprechenden Schutz wunderbare Bäume werden, dann stimmt sicherlich auch die Abschussquote. Und beide Leidenschaften können sich mit gutem Gefühl in die Augen blicken.
Der neue Stall des Jölli-Hofes zeigt uns eine wundervolle Möglichkeit der Verwendung des eigenen Rundholzes in seiner ursprünglichen Form, ohne dass die Stämme den Weg durch das Sägegatter gehen müssen. Natürlich verwendeten die Pojers gleichmäßiges Holz - sie durchforsteten dafür eine sehr gut bestockte Waldfläche. Als Waldbauern mit einer besonderen Nähe zur Natur schlägerten sie selbstverständlich bei abnehmendem Mond in den Monaten der Saftruhe die Bäume, um die in dieser Zeit natürliche Ruhe des Holzes zu nutzen. Aber auch die Zimmereibetriebe erkennen heute vielfach, dass das Bauen mit dem Rundholz eine besondere Holzbauarchitektur darstellt. Die Erklärung dafür zeigt sich in der Bauausführung am Jölli Hof. Mit großer Genauigkeit passen Stämme an Stämme aneinander und bei schnellem Hinsehen entsteht der Eindruck, dass alle Stämme auf denselben Durchmesser gefräst worden sind. Mit viel Liebe zum Detail aber dennoch außerordentlich praktisch erfolgte die Umsetzung dieses Bauvorhabens. Und beim Blick in den Stall spüren wir, dass alle Beteiligten an diesem Projekt mit dem Bewusstsein mitgestalteten, dass hier etwas Besonderes für heute und die nächsten Generationen geschaffen wird.
Johann Pojer formuliert ganz klar die Herausforderungen in der Holzvermarktung:
„Durch die Spezialisierung der Sägeindustrie haben sich auch die Vermarktungsmöglichkeiten verändert. Früher haben Sägewerke das gesamte Sortiment zu entsprechenden Preisen abgenommen. Heute ist das nur mehr mit entsprechenden Abschlägen möglich. Die Aussage Das richtige Holz zum richtigen Sägewerk gewinnt dadurch eine besondere Bedeutung, weil sich auch die Durchschnittspreise entsprechend ändern.“
„Der Baum braucht viele, viele Jahre Zeit zum Wachsen. Daher sollte es selbstverständlich sein, dass beim Verkauf die wenigen Minuten für die persönliche Kontrolle einer korrekten Übernahme bei der Säge vom Waldbauer investiert werden!"